24.04.2024

Werkstattgespräch neu aufgelegt


Vor Corona gab es sie bereits mehrmals: die Diskussion von Handwerkern und politischen Vertretern der Region, sehr treffend als „Werkstattgespräch“ bezeichnet, ins Leben gerufen von der Schreinerinnung Amberg-Sulzbach. Für Hausherr und Moderator Karl Standecker und Obermeister Richard Siegler war die Zeit reif für eine Neuauflage.

Im April waren Innungsvorstände und Interessierte zu der ausführlichen Lagebesprechung zusammenzukommen. Mit dabei MdL Dr. Harald Schwarz (CSU), Michael Rischke (SPD), 3. Bürgermeister der Stadt Amberg Franz Badura (ÖDP), MdL Laura Weber (Bündnis 90/Die Grünen), Stellv. Vorsitzender Freie Wähler in Bayern e.V. Hans-Martin Grötsch (FW), Fabian Bischof (FDP) und Sebastian Wanner (Die Linke).

Nicht verwunderlich ging es einmal mehr um Themen wie Energie, Fachkräftemangel und Bürokratieabbau. Immerhin waren durch frühere Bemühungen wesentliche Verbesserungen erreicht worden. Gerade der Meisterbonus und die Schaffung von mehr Bereitschaft in allen Schularten Praktika in Handwerksbetrieben zu ermöglichen ist ein besonders positives Signal. Trotzdem, und das war von allen Seiten zu hören, fehlt die flächendeckende politische Lobby für das Handwerk, obwohl dort ein großer Teil der Fachkräfte ausgebildet wird. Dies wurde ausgiebig erörtert und auch, wie in Wirtschaft und Politik mehr Transparenz geschaffen werden kann. Leidtragende im Paragraphen-Dschungel sind die kleinen Firmen, die versuchen, allen Anforderungen gerecht zu werden, wohingegen große Konzerne die Gewinne abschöpfen und steuerliche sowie juristische Schlupflöcher nutzen, um ihre Vormachtstellung auszubauen. Praxistaugliche Vorgaben, klare Zuständigkeiten, Steuergerechtigkeit und einfache Wegweiser bei der Informationsflut wären höhere Ziele. Handwerkliche Arbeit in jeder Art soll sich wieder lohnen, was nur möglich ist, wenn Arbeitsinhalte wieder in den Fokus gerückt und die Eigenverantwortung gestärkt werden, darin waren sich alle einig. Die offene Darlegung von schwierigen arbeitsinternen Sachverhalten wurde von den Gästen interessiert unter die Lupe genommen, um Schwachstellen in den Gesetzesvorgaben herauszufiltern. Gerade die Flexibilität ist ein Pluspunkt für Handwerksbetriebe und darf nicht durch Überregulierungen und hohem Verwaltungsaufwand beschnitten werden.

Dass die ganze Gesellschaft die anstehenden Transformationen gemeinsam meistern muss, liegt auf der Hand. Die externen Krisen trüben die gesamte Stimmung in vielerlei Hinsicht. Die Zeit war tatsächlich zu kurz für alle Programmpunkte und zeigte am Ende des Abends, dass es auf allen Seiten die Bereitschaft gibt, sich auf Augenhöhe auszutauschen und sachdienliche Lösungen in ihren Gremien zu erarbeiten. Vor allem die politischen Vertreter waren äußerst dankbar für die Möglichkeit dieser Zusammenkunft und wünschten sich bereits eine Fortsetzung.

Es braucht kein Hupkonzert oder gar Straßenblockaden, um auf sich aufmerksam zu machen. Ein fairer Austausch bei einem Werkstattgespräch ist eindeutig die bessere Option!